LIFE Kleine Nete - auf Deutsch
Die Kleine Nete ist ein Tieflandfluss in der flämischen Region Kempen. Sie fließt vom Rand der Hochebene Kempens bis in das Becken der Scheldt. Das Tal ist gekennzeichnet durch eine hohe geomorphologische und biologische Diversität, die überraschend gut erhalten ist.
Das Gebiet ist zweifelsohne einzigartig in Westeuropa und zeichnet sich aus durch (ehemaliges) Heideland und Moore in den höhergelegenen Teilen und Talökosysteme entlang des mittleren und unteren Flusslaufs, begleitet von Landdünen parallel des Flusses. Abhängig vom Abstand zwischen Landdünen und Fluss besteht ein geringes oder steiles Gefälle mit hohem Sickerdruck, der Tofbildung auslöst. Des Weiteren bilden die meisten unteren Teile der Kleine Nete Süßwasser, das den Gezeiten unterworfen ist- ein seltener und gefährdeter Lebensraum in der Europäischen Union.
Die außergewöhnlichen abiotischen Bedingungen im Tal der Kleinen Nete haben zum Entstehen einiger gefährdeter Annex I Habitate geführt. Die wichtigsten im Projektgebiet sind Sand- und Dünenvegetationen von Landdünen (2330), oligotrophe und mesotrophe stehende Gewässer (3130), Wasserläufe in flachen Ebenen (3260), feuchte und trockene Heidevegetationen (4010, 4030), artenreiches Borstelgrasland (6230), wasserliebende, hochwachsende Krautzonen (6430), Übergangssümpfe und Moore im Wandel (7140) und Wälder auf extrem nassen Böden mit viel epiphytischer Flora (91E0+).
Die große Vielfalt der Annex I Habitate wird auch widergespiegelt durch die Anwesendheit mehrerer seltener und gefährdeter Arten der Annex II und IV Habitatsrichtlinie. Das Flusstal der Kleine Nete ist zum Beispiel eines der wichtigsten Flussökosysteme in Flandern für viele Fischarten, vor allem für Steinbeißer (Cobitis taenia), Groppe (Cottus gobio), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) und Bachneunauge (Lampetra planeri). Des Weiteren besitzt das Projektgebiet eine beeindruckende und gesunde Population des Moorfroschs (Rana arvalis) und auch die Wasserpflanze Froschkraut (Luronium natans) kann angetroffen werden.
Das Schaffen von guten Lebensräumen und von Trittsteinen im strategisch günstig gelegenen Tal der Kleinen Nete ist von außerordentlicher Wichtigkeit, um den vorteiligen Schutzstatus der Populationen all dieser Arten in diesem Teil Europas aufrecht zu erhalten.
Leider haben diese extrem vielfältigen und einzigartigen Lebensräume und Arten im Projektgebiet drastisch abgenommen. Am Ende des 19. Jahrhundesrts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschand die Heidelandschaft der Landdünen aufgrund von Bepflanzung mit Koniferen komplett.
Ab der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verringerte sich die Zahl der großflächig bewirtschafteten Heuwiesen drastisch aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft oder Verwahrlosung. Heuwiesen wurden trocken gelegt und im großen Stil für den Maisanbau gedüngt, mit beliebten Bäumen bepflanzt oder verlassen mit anschließender Überhandnahme von Stäuchern und Bäumen. Nichtsdestotrotz entwickelten sich einige dieser ehemaligen Wiesen zu wertvollen Auenwäldern mit Erlen- und Weidenbeständen.
Ab den 1960er Jahren kam es zu weiten Habitatsverlusten durch den illegalen Bau von Wochenendhäusern, die oftmals über einen künstlich angelegten Teich verfügten.
In letzter Zeit stellen invasive, eingewanderte Arten eine neue Gefahr da, denn sie verhindern die Entwicklung wertvoller Lebensräume. Diese eingewanderten Arten können folglich auch eine Gefahr für das Überleben zukunftsfähiger Populationen von Annex II und IV Arten der Habitatsrichtlinie sein.
Viele Lebensräume sind als Folge dieser Bedrohungen verloren gegangen. Zusätzlich wurden die geringen Überreste der Annex I Habitate sehr zerstückelt. Tatsächlich ist Aufspaltung die größte Bedrohung für die Aufrechterhaltung des hohen ökologischen Werts der Kleinen Nete. Diese Aufspaltung konnte nicht nur regional, sondern auch auf höherer Ebene in der ganzen Region Kempen beobachtet werden. Besonders wasserliebende, hochwachsende Krautzonen (6430), Übergangssümpfe und Moore im Wandel (7140), Inlanddünen mit offenem Grasland aus Corynephorus und Agrostis (2330), nordatlantische feuchte Heiden (4010) und artenreiches Borstelgrasland (6230+) sind ernsthaft betroffen. Etliche Invertebraten, die typisch für diese Lebensräume sind, können heutzutage nur noch in sehr kleinen Populationen überleben.
Nach einiger Zeit, in der Natuurpunt die verbliebenen hochwertigen Überbleibsel bereits durch intensive Pflege geschützt hat, besteht nun der Wunsch, einen weiteren Schitt nach vorne zum Schutz und zur Wiederherstellung von Annex I Habitaten in diesem pSCI-Gebiet zu gehen.
Zielsetzung
Das Hauptziel dieses LIFE+ Projekts ist die großflächige Wiederherstellung der verschiedenen Annex I Habitate, die charakteristisch für das Tal der Kleine Nete sind. Um das zu verwirklichen, planen wir folgende konkrete Schritte:
- Großflächige Wiederherstellung von Annex I Habitaten, die von Sickerwasser, Flut und/oder (am unteren Flusslauf) Süßwassergezeitenstömung abhängig sind: besonders Wasserläufe in flachen Ebenen (3260), 23 ha wasserliebende, hochwachsende Krautzonen (6430), 25 ha Übergangssümpfe und Moore im Wandel (7140) und 4 ha Wälder auf extrem nassen Böden mit viel epiphytischer Flora (91E0+). Insbesondere ist dieses LIFE+ Projekt wichtig für die Wiederherstellung von wasserliebenden, hochwachsenden Krautzonen (6430), welche von Süßwassergezeitenstömungen abhängig sind. Diese Lebensräume beherbergen etliche gefährdete Pflanzenarten wie langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia) und Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum).
- Großflächige Wiederherstellung von 17 ha Annex I Habitaten auf dem typischen nährstoffarmen und sandigen Boden: Dünengrasland mit Corynephorus und Agrostis (2330), feuchtes Heideland (4010) und trockenes Heideland (4030).
- Wiederherstellung (3 ha) des wertvollen Annex I Habitats oligotrophe und mesotrophe stehende Gewässer (3130). Als Ergebnis unserer Arbeit wird die Kleine Nete international bekannt werden für ihre Marschvegetationen mit Nanocypertalia (3130) und die damit verbundenen Arten wie Moorfrosch (Rana arvalis).
Aufgrund seiner Lage in der Nähe der Städte Herentals und Lier, spielt das Projekt ebenfalls eine wichtige Rolle für die Bevölkerung. Das Steigern des sozioökonimischen Potentials dieses Natura 200 Gebiets durch das optimale Nutzen der Möglichkeiten für naturorientierte Erholung, Einbinden von Freiwilligen in Naturplanung, Information der Ortsansässigen, Besucher und Behörden über das Projekt und das Ausbilden von neuen Partnerschaften, ist daher eine weitere wichtige Zielsetzung von LIFE+ Kleine Nete.
Maßnahmen und verwendete Mittel
Maßnahmen zur Vorbereitung
Maßnahmen zur Vorbereitung sind essentiell um Qualitätsergebnisse in diesem Projekt zu erreichen. Zunächst ist ein besserer wissenschaftlicher Bezugsrahmen notwendig, auf dem wir unsere Entscheidung für den optimalen Platz für die Wiederherstellung von Wasserläufen in flachen Ebenen (3260), wasserliebenden, hochwachsenden Krautzonen (6430), Übergangssümpfen und Mooren im Wandel (7140) und Wälder auf extrem nassen Böden mit viel epiphytischer Flora (91E0+) basieren können. Alle diese Lebensräume haben strikte hydrologische Anforderungen. Die Kleine Nete ist ein komlexes hydrologisches System mit Faktoern, wie Sickerwasser, Überflutung und Gezeitenströmung, welche beim Setzen der Ziele in Betracht gezogen werden müssen. Eine neue wissenschaftliche Studie soll weiterhin anzeigen, wo die besten Bedingungen innerhalb des Projektgebiets für die Wiedereinrichtung dieser Habitate gefunden werden können.
Darüber hinaus sind folgende Maßnahmen zur Vorbereitung vorgesehen:
- Entwicklung eines ganzheitlichen Schutzplans auf der Basis einer detaillierten Vegetationskarte und Feldforschung für das erworbene Land
- Bau eines Modells der Fischschleuse
- Feldstudie im Vorfeld um das Vorkommen von Bodenverschmutzung zu ermitteln
- Feldstudie im Vorfeld um festzustellen, ob der Phosphorgehalt im Boden das Wiedereinrichten bestimmter Annex I Habitate verhindern könnte
- Schreiben von detaillierten Plänen für die effiziente und effektive Habitatwiederherstellung
- Entwicklung eines neuen Plans für Besucher und das sozioökonomische Potential des Projektgebiets
Landerwerb
Der Ankauf von 40 ha im Projektgebiet ist geplant, um großräumige Habitatwiederhestellung durch spezielle kurzzeitige Verwaltung möglich zu machen, die Zielhabitate zu schützen und zu verbinden, einen vorteiligen Schutzstatus für diese Annex I Habitate zu erreichen und zukunftsfähige Populationen der Zielarten zu entwickeln. Ohne Landankauf ist die Wiederherstellung von Annex I Habitaten im pSCI nicht möglich, weil die Habitate sehr stark aufgesplittert sind. Des Weiteren, werden 0,5 ha für die Umsetzung der Fischschleuse angekauft.
Konkrete Schutzmaßnahmen
- Großflächige Wiederherstellung (ca. 75 ha), vor allem auf dem für dieses Projekt angekauften Land mit Annex I Habitaten der Habitatrichtlinie.
- Erwerb von Spezialwerkzeug, um die Habitatwiederherstellung auch in extrem schwierigen Situationen ausführen zu können, z.B. Wiederherstellung von Dünengrasland mit Corynephorus und Agrostis (2330), feuchtem Heideland (4010), trockenem Heideland (4030), wasserliebenden hochwachsenden Krautzonen (6430) und Übergangssümpfen und Mooren im Wandel (7140)
- Schaffen von kleinen Komposteinheiten, um wertlose Überreste von Schutzmaßnahmen in ökonomisch wertvollen Kompost umzuwandeln
- Bau einer Fischschleuse, um die Verbindung zum Annex I Habitat Wasserläufe in flachen Ebenen (3260) für die Fauna wiederherzustellen, z.B. für Annex II Fischarten
- Installation von neuen Zäunen auf einer Oberfläche von 12 ha (circa 3.5 km) im Projektgebiet, was uns die Möglichkeit gibt, eine geeignete Begrasung zu gewährleisten
- Entfernen der Pinienpflanzungen und Mähen für die Wiederherstellung von Heideland und damit verknüpften Lebensräumen (17 ha)
- Wiederherstellung eines historischen Marschgebiets (3 ha)
- Wiederherstellung von Übergangssümpfen und Mooren im Wandel (25 ha)
- Wiederherstellung von wasserliebenden, hochwachsenden Krautzonen (23 ha)
- Wiederherstellung von Auenwald durch Entfernung von populären Bepflanzungen (4 ha)
- Eingliederung der Grundstücke rund um die Wochenendhäuser und einschließen der künstlich angelegten Teiche (3 ha)
- Wiederherstellung des Flusstals durch Abgraben unnatürlicher Aufschüttungen von Baggerarbeiten (circa 5.5 ha, 500m)
- Entfernen der invasiven, eingewanderten Arten im Heideland und den dazugehörigen Lebensräumen (20 ha)
Öffentliche Aufmerksamkeit und Verbreitung der Ergebnisse
- Die Ausarbeitung und Realisierung einer breiten Paltette an Maßnahmen, um mehr Unterstützung für Natura 2000 zu erzeugen, das touristische und sozioökonomische Potential des Gebiets und das LIFE Projekt durch Flyer zu fördern, Informationen für die allgemeine Öffentlichkeit, neue Informationsausschüsse, den Ausbau neuer Pfade, das Schreiben eines Layman’s Reports, die Veröffentlichung von mehreren Artikeln in Mitgliederzeitschriften und die Organisation von öffentlichen Veranstaltungen
- Die Organisation von mehreren Veranstaltungen, um Wissen und Erfahrung mit Ortsansässigen und verschiedenen Behörden auszutauschen und sich mit anderen LIFE Projekten zu vernetzen. Wir wollen nicht nur rein technische Erfahrungen über Habitatwiederherstellung austauschen, sondern auch unser Anliegen bewerben, das auf das Einbinden Ortsansässiger und Freiwilliger basiert.
- Es ist notwendig, dass wir die Resultate unserer Arbeit mit einem gut strukturierten Monitoringplan beobachten. Am Ende des Projekts wird sich ein ‘Post LIFE Schutzplan’ mit den Langzeitperspektiven des Projekts beschäftigen, um zu verhindern, dass unsere Errungenschaften währen LIFE Kleine Nete wieder verloren gehen
Erwartete Ergebnisse
Großräumige Wiederherstellung und zukunftsfähige Entwicklung der oben genannten Annex I Habitate im Projektgebiet. Nach LIFE Kleine Nete wird das Tal der Kleine Nete das Herzstück Tieflandeuropas für viele Annex I Habitate sein, vor allem für Sand- und Dünenvegetationen von Landdünen (2330), oligotrophe und mesotrophe stehende Gewässer (3130), Wasserläufe in flachen Ebenen (3260), feuchte und trockene Heidevegetationen (4010, 4030), wasserliebende, hochwachsende Krautzonen (6430), Übergangssümpfe und Moore im Wandel (7140) und Auenwälder mit Macrophorbio-Alnetum und Carici elongatae-Alnetum (91E0+)
- Die Wiederherstellung von Lebensräumen soll die Populationen von Annex II und IV Arten der Habitatrichtlinie wie große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), Steinbeißer (Cobitis taenia), Groppe (Cottus gobio), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis), Bachneunauge (Lampetra planeri), Moorfrosch (Rana arvalis) und Froschkraut (Luronium natans) erhöhen
- Bessere Besuchereinrichtungen und mehr Informationen (Broschüren, Flyer) über das Gebiet, eine bessere sozioökonimische Unterstützung und Einbeziehen von Ortsansässigen und anderen Interessengruppen des Natura 2000 Gebiets und des LIFE Projekts